Wie: So geht Ahnenforschung

AHNENSUCHE – EINE ANLEITUNG FÜR EINSTEIGER

BEVOR SIE BEGINNEN

Ahnensuche ist ein spannendes Hobby. Damit Sie von Anfang an Freude an dieser Suche haben, sollten Sie auf ein paar einfache Dinge achten:

  1. Immer von der Gegenwart aus Schritt für Schritt in die Vergangenheit.
    Gehen Sie immer chronologisch rückwärts vor und überprüfen Sie zweifelhafte Angaben wenn möglich durch andere Quellen nach.
  2. Arbeiten Sie lückenlos.
    Egal, ob Ihr Ziel eine einfache Ahnenreihe oder ein ganzer Stammbaum ist: Vermeiden Sie Lücken. Natürlich ist der Gedanke ebenso naheliegend und verlockend, eine nicht weiter zurückverfolgbare Linie zu „überbrücken“, indem man einen älteren Vertreter gleichen oder ähnlichen Namens im selben Dorf nachweist. Ohne einen Beleg für den Verwandtschaftsgrad ist diese Information für Ihre Suche jedoch sinnfrei.
  3. Historische Zuständigkeit.
    Klären Sie vorab, welche Pfarrei im Untersuchungszeitraum für das Anwesen ihrer Vorfahren zuständig war. Nicht immer war dies für einen Ort einheitlich. Vorsicht: Auch die Zugehörigkeit einer Pfarrei zu einem Bistum war nicht in Stein gemeisselt, insbesondere in Grenzregionen. Immer vorausgesetzt, dass die gesuchten Vorfahren nicht konvertiert haben (natus haereticus).
    Sollten Sie in weltlichen Archiven stöbern, bietet sich eine Vorrecherche im Historischen Atlas von Bayern an.
    Grundsätzlich gilt in Archiven das Provenienzprinzip. Das bedeutet, dass nach historischer Zuständigkeit geordnet wird.

IM ARCHIV

Sie sind in ein  Archiv gefahren und sitzen nun direkt über den Dokumenten zu Ihren Vorfahren. Auch hier gilt es, richtig vorzugehen, um optimale Ergebnisse aus Ihrem Archivbesuch zu erzielen.

Nichts ist ärgerlicher als eine zusätzliche Archivsitzung, weil eine erste Recherche nur unvollständig durchgeführt wurde.

  1. Fundstellen 1:1
    Erfassen Sie die Einträge immer möglichst vollständig. Zunächst scheinbar unwichtige Informationen können später oftmals von entscheidender Bedeutung sein, etwa Angaben zur Hofgröße, der vorherigen Konfession („nata haeretica“) oder zu vorherigen Wohnorten. Besorgen Sie sich vollständige Digitalisate aller Fundstellen.
  2. Das Datum
    Unterscheiden Sie zwischen Sakrament und der zugrunde liegenden Begebenheit. So muss das Taufdatum („hodie baptizatus“) nicht zwingend das Geburtsdatum („hodie natus“) sein, insbesondere bei im Winter auf verschneiten Einödhöfen geborenen Kindern. Ebenso können zwischen Sterbedatum und Begräbnis einige Tage vergehen.
  3. Verwirrende Schreibweisen
    Berücksichtigen sie regional typische phonetische Abweichungen p statt b, b statt w („Balburga“ statt „Walburga“), speziell in Franken weiche anstatt harter Konsonanten, e statt ä und umgekehrt.
  4. Ortsnamen
    In historischen Dokumenten wurden gelegentlich die Vorsilben Ober-, Unter-, Mitter-, Nieder- usw. einfach weggelassen. Auch Orte wurden vielleicht anders geschrieben oder künstlich latinisiert, z.B. „Herbipolis“ für Würzburg. Fragen Sie im Archiv nach einem Lexikon lateinischer Ortsbezeichnungen – oder schaffen Sie sich ein eigenes an.
  5. Umpfarrungen
    Berücksichtigen sie historische Veränderungen der Pfarrsprengel: Das heutige Gebiet der Pfarrei X wurde möglicherweise vergrößert, verkleinert oder gar geteilt. Dies gilt analog natürlich auch für weltliche Verwaltungseinheiten. In den „Matrikeln des Bistums Regensburg“ von 1997 sind solche Veränderungen zu jeder Pfarrei chronologisch aufgelistet.
  6. Bewusst falsche Pfarrei
    War die eigentlich zuständige Pfarrkirche in einem besonders schneereichen Winter vom Ort der Geburt abgeschnitten, fand eine Taufe bisweilen auch in der leichter zugänglichen Pfarr- oder Nebenkirche einer Nachbarpfarrei statt. Topographische Karten können Ihnen hier entscheidende Hinweise geben.
  7. Mehrere Nachnamen
    Beachten Sie insbesondere bei Frauen, dass diese im Laufe ihres Lebens auch mehr als zwei Nachnamen gehabt haben können. Beispiel: Uneheliche Geburt = Nachname der Mutter – spätere Heirat der Mutter mit dem biologischen Vater bzw. mit einem Stiefvater und Adoption = Nachname des (Stief-)vaters – eigene Heirat = Nachname des Ehemannes – einmal (oder mehrmals!) verwitwet und neu verheiratet = Nachname des neuen Ehegatten.
  8. Vornamen und Rufnamen
    Insbesondere bei typischen Doppelnamen „Anna Maria“ kommt es vor, dass bei verschiedenen Sakramenten teilweise nur ein Vorname geführt wurde oder die Reihenfolge zu „Maria Anna“ vertauscht wurde.